Montag, 1. Juni 2009

der wolf...

...das lamm...auf der grünen wiese. HURZ!!!!

Kennt das noch jemand? Diese geniale Verarsche von Hape Kerkeling? Daran musste ich eben denken, als ich über den eben gesehenen Film grübelte. Der Film war Das Kölnisch Wasser Das Parfum, eine hochgelobte Verfilmung eines quasi gottgleich verehrten Buches. Ich habe das Buch nicht gelesen, kann den Film aber guten Gewissens in einem Wort zusammenfassen: HURZ!

Der gesamte Schinken ergab von vorne bis hinten keinen Sinn, und nach hinten raus wurde er immer absurder. Klaro, es war kein Tatsachenbericht, also musste es nicht realistisch sein. Es war auch kein Krimi in dem Sinn, also musste es nicht spannend sein. Glaubwürdig oder unterhaltsam war es auch nicht. Indianer kamen ebenfalls keine drin vor, also war es auch kein Western. Mist, was genau war das denn jetzt? Ich würde das in die Rubrik "was wäre wenn-Spinnerei" einordnen. Was wäre, wenn es einen Menschen ohne jeden Eigengeruch gäbe ( ist das biologisch überhaupt möglich? ), aber selbst absolut alle Düfte präziser als ein Massenspektrometer aufschlüsseln und könnte, auch aus kilometerweiter Entfernung? Und was wäre zudem, wenn die Nase das einzige Sinnesorgan aller Lebewesen wäre?

An sich eine ganz witzige Idee. Leider fangen hier schon massive Ungereimtheiten an, denn der Mangel an Geruch wirkt sich ständig anders aus. Mal wird der Held schlicht übersehen, mal wird er verachtet, mal bemerkt man es überhaupt nicht. Das ändert sich auch dann nicht, wenn der Held selbst zwar keine Düfte verströmt, aber seine vor Dreck starrende Kleidung sowie die mindestens zentimeterdike Schmutzschicht auf seiner Haut doch ganz klar das dezente Aroma einer Mülldeponie an einem sonnigen Nachmittag im August verströmen. Das fällt im Dufteinander französischer Altstadtgassen nicht weiter auf...aber daß da eine Person ohne Eigengeruch ist, das bemerkt man zumindest unterbewusst sofort und schaltet auf zerebralen Durchzug.

Eine weitere witzige Idee ist, den Helden als völligen Unsympathen auftreten zu lassen. Wo in anderen Geschichten selbst ein Caligula durch die ein oder andere Eigenheit doch wenigstens als menschliches Wesen durchgeht, vielleicht gar ein oder zwei Lacher auf seiner Seite hat, stelzt Jean-Baptiste mit dem Charme eines Toasters durch die sich immer mehr hinziehenden Filmminuten. Seine gesamte Persönlichkeit erinnert stark an Data aus Star Trek. Natürlich muss man sich dabei wegdenken, dass Data durchaus intelligent und ( unfreiwillig ) komisch ist. Jean-Baptiste dagegen ist schlicht dumm und verfolgt sein Ziel -das Weibsvolk in Flakons zu füllen- mit einer zombiehaften Leidenschaft, wie man sie sonst nur bei Schlammlawinen oder Seebeben kennt.

Unter uns, ich hätte das Ende ja komplett anders verfilmt. Der bereits verurteilte Serienmörder darf sich fein ausstaffieren, wird elegant und ungefesselt zum Richtplatz gefahren, er besitzt sogar immer noch sein Parfum aus dem Duft emotionslos destillierter Dorfschlampen. Heute werden selbst Schwarzfahrer genauer durchsucht als damals Mörder, aber damals waren ja auch Wachhunde völlig auf Droge. Denen konnte man ruhig auf den Schwanz treten, solange man nicht roch. Hat die nicht gestört. Ist ja nicht so, daß ein Hund bei ungewöhnlichen Dingen anschlagen würde. Beispielsweise einem Fremdkörper im Haus, der nach Mensch aussieht, sich wie ein Mensch bewegt, nach Mensch klingt, Wärme abstrahlt wie ein Mensch, bei jedem Schritt Erschütterungen auslöst wie ein Mensch, aber nach 2 Pfund Vakuum riecht. Der Verurteilte wird also zum Richtplatz chauffiert, kippt sich dort sein handgeschmiedetes Aftershave hinter die Ohren und wird sofort als Reinkarnation der Beatles erkannt. Das eben noch blutrünstige Volk gibt sich einer woodstockwürdigen Massenorgie hin, Severus Snape möchte den Mörder seiner Tochter am liebsten adoptieren und einen Tag später hängt man ersatzweise den Nachbarn auf. Hier hätte ich die Handlung leicht abgeändert. Der Henker hätte da nämlich erstmal zünftig geniesst, über seinen vermaledeiten Schnupfen geflucht und dann diesem Hirni vorschriftsmässig die Scheisse aus dem Kadaver geprügelt. Aber mit allem Komfort um Komnach. Das wäre doch mal überraschend gewesen. Aber nööö, man liess ihn natürlich laufen.

Merkwürdig finde ich, daß sowohl Film als auch Buch ( das ich nach DEM Film garantiert nicht lesen werde ) unglaublich gute Kritiken bekommen haben. Das ist wohl der HURZ! Effekt. Es kann ruhig mies sein, solange es nur so tut, als wäre es intellektuell. Dann nämlich hagelt es sofort Lob und Achtung von irgendwelchen Leuten, die sich einfach nicht trauen, ihre ehrliche Meinung zu sagen. Denn dann könnte man ihnen ja unterstellen, sie hätten das alles nicht verstanden und wären doof. In diesem Sinne, HURZ!

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