Sonntag, 7. Juni 2009

klinik bis zum...

...abwinken. Also echt, wir waren heute wieder in der Harzwaldklinik. Nein, keine Sorge, wir sind selber nicht krank, wir waren nur als Besucher da. Zum Glück, also mein lieber Scholli, das ist ja ein Schuppen. Das geht schon vor dem Eingang los, man muss nämlich irgendwie hinkommen. Bus fährt alle zwei Tage mal einer - ist ja auch schön abseits im Wald gelegen - so wird das nie was, also mit dem Auto. Gedacht hat man an alles, eine schicke Schranke grinst einen an, Bezahl-O-Mat steht auch einer da, tolle Sache. Jetzt hätte man nur noch passende Parkplätze dazubauen müssen, die fehlen nämlich. Man kann entweder direkt vor dem Hautpeingang auf einem von geschätzt 12 Stellplätzen parken ( voll die Chance ) oder in einem parkhausähnlichen Betonklotz direkt hinter der Schranke. Oder man parkt gleich vor der Schranke auf der Strasse, viel weiter ist das auch nicht und dafür gratis.

Den Fußmarsch bis zur Klinik hoch hat man so oder so, Patienten sollten also für Angehörige sorgen, die automobilisiert und gleichzeitig an stramme Bergwanderungen gewohnt sind. sonst bekommt man keinen Besuch, der bleibt irgendwo unterwegs im Graben liegen und röchelt sich was zurecht. Schafft man den Anstieg, wird man gleich mit einem tollen Blick auf das Krankenhaus belohnt. Mitten im Wald, ein nicht unhübsches Gebäude mit vielen Eintünchungen in fröhlichem Türkis. Ja also das hat dann schon was, da fühlt man sich wohl. Zumindest, bis man den Fehler macht, und den Kasten auch noch betritt. Dann empfängt einen ein merkwürdig dumpfes Dämmerlicht und ein Gestank, der irgendwo zwischen "gibt es hier auch ein Hallenbad?", "Schwester, das Linoleum schmilzt!" und "boah, wer hat denn hier in den Blumenkübel gepinkelt?" liegt. Je weiter man in das Gebäude vordringt, desto stärker wird der Wunsch, sofort wieder ans Sonnenlicht zu flüchten. Oder wenigstens eine Taschenlampe einzuschalten. Das gibt sich erst, wenn man sich dank der drückenden Stimmung in sein Schicksal fügt und einfach nur weiterwankt. Ist echt ein cooler Effekt, in diesen Fluren habe ich ständig mit meinem Gleichgewicht zu kämpfen. Ich tippe mal auf Ultraschallkanonen hinter den Wandverkleidungen oder so. Wirklich, es ist faszinierend. Ich betrete diesen Bau als gesunder Mensch und fühle mich nach ein paar Minuten deprimiert und krank. In Hannover war das nicht so, da wirkten sogar die Patienten gesünder und fröhlicher.

Die Patienten haben da sowieso den Zonk gezogen, nicht nur weil sie dort bleiben müssen. Ich als Besucher kann ja wieder heim, mich erholen. Die müssen dort sogar schlafen, teilweise mehrere Wochen lang. Obwohl sie eigentlich nur für 4 oder 5 Tage hätten bleiben sollen. Und viel unternehmen kann man da nicht gerade. Wer gut zu Fuß ist, kann eine Runde über das Klinikgelände drehen, aber das ist auch nicht gerade abendfüllend. Die Aufenthaltsbereiche sind dunkel, voll und dank aufgestellter Colaautomaten auch schön laut. Im Zimmer dreht man aber uch bald durch, was hauptsächlich an der Größe liegt. Ich hätte nicht gedacht, dass man wirklich drei Betten in so kleine Kammern quetschen kann. Man kann natürlich aus dem Fenster gucken, man ist ja im Wald. Davon sieht man aber nichts, der Architekt war scheinbar der böse Zwilling des Menschen, der die MHH gebaut hat. Während man in Hannover mitten in der Stadt ist, aus jedem Fenster aber hauptsächlich Wald sieht, ist man hier im Wald...mit einer Aussicht, wie sie im Industriegebiet von Bombay nicht schöner sein kann.

Es gibt natürlich auch "Sörwiss", Zerstreuung für die Patienten. Eine Cafeteria mit Preisen, für die man eine eigene Saline braucht ( 15€ für 2 Tassen Kaffee und 1 Stückchen Kuchen ist doch etwas sehr teuer ), einen öffentlichen Internetzugang ( 5€ die Stunde, dafür gucken einem ständig Leute über die Schulter ), W-Lan ( ich will nicht wissen, was das wieder kostet ) und natürlich Telefon. Telefon ist aber auch teuer, "unser" Patient hat in 2 Wochen schon 60€ verbraten, ohne großartig telefoniert zu haben. Angerufen wird man allerdings auch kaum, da die Patienten eine teure 0180-5 als Vorwahl verpasst bekommen. Da verdient das Krankenhaus doch glatt nochmal mit. Mir fallen da spontan ein paar Begriffe ein, die aber eher nicht druckreif sind. Abzocke ist noch das netteste Wort.

Also mal ganz unter uns, sollte ich mal krank werden, dann robbe ich notfalls zum Tierarzt und lasse mich da behandeln. Der kann was, der hat ne hübsche kleine Klinik, da kann man auch gesund werden.

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