Sonntag, 2. September 2007

Ridder Sport

Nun war es wieder mal soweit. Ich war in der Stadt, und was es da alles gibt. Kinos, Kaufhäuser und eine schöne Innenstadt zwar nicht, aber dafür massenhaft Spielhallen und jedes Jahr ein historisches Spektakel vom Frühmittelalter bis zum Rokoko. Naja, historisch vielleicht nicht gerade, ein A-Fanatiker würde sicher den ein oder ganz anderen Anfall bekommen, aber lustig ist es (btw. finde ich es sowieso rasend komisch, wenn A-Fanatiker sich mit schwellender Halsschlagader über nicht historisch korrekte Darstellungen mokieren ). Vor 2 Jahren war ich schonmal dort, letztes Jahr leider nicht, wegen Regen. Schwimmflügel passen halt nicht so richtig ins Mittelalter. Oder gibt es Schwimmlügel auch aus Pannesamt? Dieses Jahr war es deutlich kleiner als vor 2 Jahren, was ich schade fand. Wahrscheinlich lag es daran, daß sich die Sache für etliche Händler und Gaukler nicht mehr wirklich lohnt. Die Standgebühr wird immer teurer, und anscheinend packt man immer neue, lustige Auflagen dazu. Dann noch die nicht gerade locker sitzenden Geldbeutel, das merkt man schon.
Aber schön war es doch. Besonders im Frühmittelalterlager, da hatte man wirklich das Gefühl, die Winkelgasse zu betreten. Ok, es gab natürlich zentnerweise Touris, mich eingeschlossen, aber allein schon die Zelte, die Feuer und die nicht gerade alltäglichen Auslagen sorgen für eine ganz eigene Stimmung. Erst hinterher ist mir aufgefallen, daß man da auch sofort geduzt wird. Normalerweise würde mich das schon stören, gerade in einem Laden, aber da verstärkt es nur das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Schon komisch, wie unterschiedlich man das auffasst, sobald jemand ein Kostüm trägt. Irgendwie hätte ich echt Lust, selbst mal mein nicht vorhandenes Zelt zu packen und da mitzucampen. Einmal war ich ja schon bei sowas mit bei, sogar total ohne Kostüm Gewandung.
Die eine Vorstellung, die wir -zumindest optisch, denn es gab keinen Ton- mitbekommen haben, war auch klasse. Eine Musterung der Landsknechte, obwohl ich Landsknechte an sich nicht so mag. Die Kostüme sind echt nicht mein Ding, eine einfache Bruche, Hemd und Gugel drüber gefallen mir eher. Und dann am liebsten noch Ententreter Schnabelschuhe mit bei, yabba.

Nur...eins hat mir nicht so gefallen. Zwischen all den Ritter-, Landsknecht-, Mönch- und Bettlerdarstellern sind mir etliche Menschen aufgefallen, die kein pseudomittelalterliches Elend darstellen mussten. Die hatten ihr ganz reales, modernes Elend dabei. Das konnten sie nicht ablegen wie ein Kostüm. Weder der Mann, der sich nur mühsam auf Krücken fortbewegen konnte, noch der Mann, der von seinem Rollstuhl aus nichtmal eine Krücke greifen könnte. Nicht falsch verstehen, ich gehöre nicht zu den Arschlöchern Leuten, die sich von Behinderten irgendwie ästhetisch gestört fühlen und diese Leute am liebsten weggesperrt wüssten; aus den Augen aus dem Sinn. Nein. Mir tut es jedesmal innerlich weh wenn ich daran erinnert werde, mit welchem ganz realen Leid sich manche Menschen durch ihr ganz reales Leben kämpfen müssen. Sollten diese Menschen das wirklich irgendwie verdient haben? Könnte eine eventuelle Belohnung in einem hypothetischen Nachleben das irgendwie ausgleichen? Oder ist das nicht schlicht und ergreifend eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, die von unseren Religionen mit inhaltsleerem Gewäsch "erklärt" wird? Gibt es hinterher sowas wie Götter nicht, oder gibt es sie, und ihnen ist es schlicht scheißegal? Vielleicht macht es ihnen ja sogar Spaß, Menschen leiden und die holen sich einen drauf runter grinsen sich eins?

Aber eins ist sicher: nächstes Jahr geh ich wieder auf das Fest, sofern es das dann noch gibt...und wenn es nicht gerade zu dolle schifft regnet.

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