Sonntag, 23. September 2007

Jetzt kommt das Wirtschaftswunder

Jupheidideldumdei. Vor längerer Zeit, also mehreren Monaten, da hab ich mich beworben. In so einem Laden, da war ich mal. Hab ich gearbeitet, so richtig schön chefgerecht, also gratis. Für ohne Geld also. Sowas mag man als Chef ja besonders. Beworben hab ich mich aber trotzdem, in einem Anfall akuter Lustigkeit. Außerdem sollen angeblich einige der Angestellten da auch echt Geld bekommen. Munkelt man. So als Gerücht. Und schaden kann so eine Bewerbung ja nicht, wenn man mal von den Kosten absieht jetzt. Mappe, Foto, Porto, Kopien, das kost ja Geld.
Und gleich sieht man, wie niederhöllisch die Wirtschaft boomt. Also derzeit. So als Chef da hat man dermaßen viel Arbeit, da kommt man doch glatt 5 Monate lang nicht dazu, mal irgendwie auf Bewerbungen zu reagieren. So beschäftigt ist man, das ist kaum zu glauben. Das reinste Wirtschaftswunder. Da freut es einen doch gleich doppelt, wenn man dem Chef mal so zufällig ( in seinem Laden ) über den Weg läuft und direktamente von ihm angesprochen wird. Juhu, er kann sich sogar noch an die Bewerbung erinnern, will von sich aus einen Termin machen, großes Palaver und so. Halbtagsjob, aber gleich hier um zwei bis drei Ecken, so ganz ohne im Monat vieleviele € dem sinistren Ölscheich zustecken zu müssen. Ja das lohnt sich ja eher als ganztags am Arsch der Welt für lächerlich wenige Euronen? Horridoh, ich fang da an, ich werd reich, ich kauf mir 'ne eigene Insel. Mit Hausbar. Mindestens.

Leider muss man bis zu dem Pow-Wow noch fast eine Woche warten, aber man kann ja schonmal vor lauter Vorfreude die Tapete anknabbern. Dann nix wie hin zum Termin, der zwar bissi knapp ist und an dem Tag die komplette Freizeit kostet, aber man hat ja was in Aussicht und wedelt inwendig mit dem Schwanz. Wie weiland Graf Berghe von Trips hingerauscht, man will ja pünktlich sein. Ist man auch. Aber irgendwie verdammt alleine, so ganz ohne Scheff. Ja ist das hier als Selbstgespräch geplant? Stell ich mir gar selber ein? Wäre ja toll, ich find mich ja eh sehr nett, ich würde mir glatt nen schönen Vertrag vorsetzen. Ja nö, doch nicht. Dorten, zwischen den Regalen naht er. Gebieterisch schreitet er entenmässig herbei, an mir vorbei, in sein Büro, murmelt kurz "Jo wadde ma, dauert noch" und ist weg. Öhm....Hallo? Bin da, wer noch? Vielleicht ein Test? Standfestigkeit oder so? Da spiel ich doch mit, rumstehen kann ich ja. Mach ich seit Monaten. Irgendwann, man kennt die längst nicht mehr gültigen Zertifikate an der Wand schon auswendig, ruft er mich dann doch rein. Und diesmal hat das keine 5 Monate gedauert, er wird schneller. Da ist doch nicht etwa eine Flaute im Anmarsch?
Rein, Stuhl, setzen. Nu geht los. Ja aber wie denn? Wieso erzählt der mir jetzt, daß ich sowas von überqualifiziert bin, daß es schon wehtut? Ok, ich war pünktlich, aber muß man gleich so übertreiben? Nächster Punkt, Geld. Ist ja nur am halben Tag, also weniger Stunden. Logisch, für weniger Stunden gibt es auch weniger Geld. Also pro Stunde jetzt. Logisch kenne ich zwar anders, aber ich bin ja eh überqualifiziert und rechne wahrscheinlich mit höherer Mathematik, die man auf niedrigere Löhne nicht anwenden kann. Was hat er nu? Achso, da arbeiten schon Leute. Auweh, und die verdienen Geld dabei? Ist ja schrecklich, also mache ich mal eine Dose Mitgefühl auf. Auch gleich für mich, weil die sind ja alles schuld. Wenn er denen kein Geld bezahlen müsste, ja dann aber hallo! Mülliarden würde ich, aber pro Stunde. Brutto natürlich. Aber so, ja nö. Wenn er denen schon Geld bezahlt, kann er ja mir keins bezahlen. Logisch. Trotzdem schade.
Aber hier, er hat noch was. Positiv diesmal. Nämlich für so nebenbei, da sucht er wen. Also irgendwann. Absehbar ist das nicht, weil er hat schon einen. Aber der könnte aufhören, passiert ja. Liest man immer wieder in der Zeitung, da geht einer zu seinem Nebenjob und *RUMMS* knallt ihm ein Hochseedampfer auf die Fontanelle. Da kann man sich auch nicht gegen versichern, weil der Herr Kaiser macht da nicht mit. Passiert eben zu oft, das lohnt für den auch nicht. Da könnte ich also, dann irgendwann, so immer mal wieder. Vielleicht 6 oder 8 Stunden die Woche, ist doch besser als wie nix, und Geld gäb es da auch. Sogar reichlich, könnte beinahe fast mehr als wie 5 € die Stunde sein. Also unterm Strich bietet der mir an, irgendwann mal eventuell für ein paar Stunden das zu machen, womit Schüler gelegentlich ihr Taschengeld aufbessern. Das ist sowas von toll, man weiß echt nicht was man sagen soll. Ein fröhliches "Wollen Sie mich jetzt verarschen" oder lieber das launige "Sonst haben Sie aber noch alle Tasten am Klavier" oder vielleicht doch ein neutrales "Dich hat ja wohl einer mit dem Klammerbeutel gepudert"? Ich entscheide mich für den Publikumsjoker. Hab ich keinen? Mist. Ja gut, dann wird eben ein kurzes "Na dann schönen Dank auch" gemurmelt und nichts wie weg.

Ich weiß zwar bis heute nicht, wieso der Kerl mich überhaupt eingeladen hat, aber darin bin ich mir einig: in dem Laden kauf ich nix mehr.

Keine Kommentare:

Design by Dzelque Blogger Templates 2008

Des Bibers Damm - Design by Dzelque Blogger Templates 2008