Freitag, 14. September 2007

Mangelerscheinungen

Radio hab ich ja keins. Bis auf eins, aber das ist a) im Auto eingebaut und b) kaputt, weil ich damit c) nur CDs höre. De Punkt Ha Punkt zahl ich auch brav Rundfunkgebühren, wie sich das für einen rechtschaffenen Bürger gehört.Ich habe also die Lizenz zum Löten Radio hören. Und da hört man derzeit allerley über einen gewissen Lachkräftemangel. Ist halt wenig lustig, das alles. Bis auf den kleinen Nils. Der ist lustig. Kommt aber zu früh am Tag. Schade.
Aber da gibt es noch ein anderes Thema, das klingt so ähnlich. Irgendwas mit Fachkräften. Die fehlen. Also hier. Wie es aussieht sieht es so aus, daß immer weniger Leute hier einen anständigen Beruf lernen oder studieren. Das ist zum Haareausreißen schlimm, da muß man jetzt Leute importieren. Tolle Sache. Die lernen quasi zuhause, beispielsweise an der Universität Timbuktu einen tollen Beruf, kommen dann für ein paar Jahre oder länger her, und arbeiten dann. Da freuen die sich sicher. Ich mich auch. Natürlich nicht für Ovombe aus Timbuktu, der sehr wahrscheinlich weniger verdient als ein Einheimischer in einem vergleichbaren Job. Auch nicht für die Stadt Timbuktu, die erst für teuer Geld den Ovombe ausbildet und dann zusehen muß, wie der Kerl nach Schland abzischt, um da zu arbeiten und Steuern zu bezahlen. Nö, ich freu mich für Schland und die schländische Wirtschaft. Endlich kann man diese lästigen Kosten für Ausbildung sparen und sich getreu der alten Unternehmerregel "andere investieren, wir kassieren" voll und ganz der kurzfristigen Profitmaximierung widmen. Wozu auch an morgen denken, wenn man heute schon herzhaft zugreifen kann? Studenten und Azubis kosten eh nur Geld, besonders wenn sie nach ihrer Ausbildung in ihrem Beruf arbeiten sollen. Und dann muß man auch noch solche Spacken ausbilden, die jeden Abend mit ihren Kumpels um brennende Öltonnen rumgammeln. Kann ja wohl nicht sein, daß man sich mit einem angehenden Bäckerlehrling nicht über Kant und seinen kategorischen Imperativ unterhalten kann, oder? Nur weil die Jugendlichen angesichts fehlender Lehrstellen und irrwitziger Studiengebühren kaum Zukunftsperspektiven sehen können die doch nicht den Schlendrian unterm Sofa vorgraben?
Nein, da muß etwas geschehen, am besten eine verkappte Kolonialpolitik. Wir bringen andere Länder dazu, für uns Fachkräfte auszubilden. Diese Fachkräfte dürfen dann bei uns arbeiten, damit die Einheimischen es nicht mehr tun müssen. Mich erinnert das an einen Bauern, der auf seinem Acker steht, immer nur erntet und nie was anpflanzt. Irgendwann wachsen da keine Kartoffeln mehr. Logischerweise würde ihm niemand raten, mal zwischendurch auch ein paar Töften einzubuddeln. Nö, man rät ihm -ganz klar- auf das Feld des Nachbarn zu gehen und sich da seine Kartoffeln zu holen. Der pflanzt ja jedes Jahr neu an. Und der freut sich bestimmt, genau wie der Schulabgänger der auf seine Bewerbungen hin nur hört, daß das Unternehmen eh nicht ausbildet und wenn, dann muß der Bewerber schon einiges mitbringen. Gutes bis sehr gutes Abitur, mehrere berufsbezogene Praktika und am liebsten ein abgeschlossenes Studium in Philosophie, Physik und Germanistik. Immerhin geht es darum, eine Schlosserlehre zu machen.

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