Mittwoch, 17. Oktober 2007

grafs und herzogs

Ich lese ja gerade an einem Buch rum, nennt sich "Die Rache der Engel" und spielt irgendwo in England oder Schottland oder Frankreich. Genau kann man das nicht erkennen, da gibt es massenhaft Nebenhandlungen und man kommt sich vor wie bei einem Fußballspiel mit 3 Mannschaften und 8 Bällen. Da tauchen, weil das ja irgendwann im Mittelalter spielt, natürlich auch lustige Namen auf von so alten Adelsdackeln. König John, the aristocrat formerly known as Prinz John oder auch Johann Ohneland. Der fiese Möpp aus Robin Hood eben, kennt man ja. Der spielt da aber nicht mit, der Robin. Zumindest hab ich ihn noch nicht bemerkt.
Wie da also die Von und Zus munter durch die Kapitel schawänzeln fällt mir doch glatt was ein. Früher war das mit den Namen ja total anders, da hieß man nicht Max Mustermann, sondern Friedobert der Müller, Heinfried von Schimmeldewoog oder Mork vom Ork. Besonders einfallslose Gesellen wurden schlicht durchnummeriert, besonders Karls gab es da in Kompaniestärke, das grenzte dann schon an eine Landplage. Aber für manche Leute gab es richtige Yuppienamen, besonders für solche Oberspechte wie Könige, Kaiser, Fürsten, Herzöge und das ganze Gezumpel. Manche von den Namen waren ja echt schick, Eberhard der Erlauchte, Guntram der Reiche, Otto der Fröhliche, Friedrich der Schöne, ja so lässt man sich gerne nennen. Macht ja Spaß. Manche Namen waren weniger schick, aber wahrscheinlich nicht unbegründet. Trotzdem klingt sowas wie Pippin der Bucklige, Karl der Kahle, Karl der Dicke oder Friedrich der Einäugige nicht gerade nett. Und dann gab es noch richtig fiese Namen, da regierten also auch mal Ludwig der Strenge, Arnulf der Böse und Karl der Einfältige munter durch die Gegend.
Mir stellt sich bei sowas die Frage, ob diese Namen schon zu Lebzeiten dieser Kronenständer benutzt wurden, und ob der jeweilige Blaublüter davon wusste? Ich stelle mir gerade vor, so ein Tag im Leben von Herzog Balldruin, dem Bekloppten. Der steht früh an einem herrlichen Sommertag auf, die Sonne zwitschert und die Vögel scheinen. Munter hüpft er in seine Beinlinge, wickelt sich die Hasenhaartunika um den Wanst und schlendert zur Burgküche runter, erstmal lecker Cappu und Rosinenbrötchen abholen. Auch als Herzog braucht man ja Kalorien. Er öffnet also knurrenden Magens und frohen Mutes die Küchentür, und schon schallt ihm ein vielstimmiges "Guten Morgen, Herzog Balldruin der Bekloppte" vom Küchenpersonal entgegen. Ja da haut der den Pastetenknetern doch gleich mal den gußeisernen Kessel um die Ohren? Oder die Turmwache, die ihren Chef mit einem herzlichen "Gott zum Gruße, Baron Kevin die Pickelfresse" begrüßt, der fliegt doch direkt mal achtkantig von den Zinnen? Vielleicht wurden die Leute im Mittelalter ja deswegen nicht so alt?

Beim nächsten Sehusafest spielt wieder Otto der Einäugige mit, ich glaub den frag ich einfach mal. Aber vorher kauf ich mir nen Helm, sicher ist sicher.

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