Donnerstag, 24. Juli 2008

junge hunde...

...gab es da nicht. Auch keine spitzohrigen Schildsurfer. Hätte man aber erwarten können, wenn man nicht aufmerksam liest. Dann liest man nämlich Elfen oder Welpen. Is aber beides falsch, es geht um Welfen. Beziehungsweise deren Schloss. Oder auch nicht, denn da gibt es keine Welfen mehr. Das ist jetzt der Stammsitz derer von Salsch zu Hold, d.H. da hat das hiesige Amtsgericht seine sandsteinernen Zelte aufgeschlagen. Und ein Museum. Das hat natürlich große Vorteile. Amtsrichter verprügeln einen nicht, und Museen kann man sich ansehen. Hab ich auch gemacht, eigenhändig. Ich erzähl mal, soll ich?
Wenn man so nach Herzberg fährt, ist man irgendwann da. Wann, das hängt jeweils von der Geschwindigkeit ab. Und der Entfernung. Logisch. Ist man da, also in Herzberg, dann sieht man erstmal nichts, so geblendet ist man. Jetzt nicht von der Schönheit der Stadt, eher von den Blitzlichtern der Radarfallen. Aber geblendet ist immer gut, das klingt romantisch. Da hätte der Simmel drei bis vier Kapitel draus gemacht. Ich seh das schon vor meinem geistigen Auge, mehrere herrlich absurde Charaktere versammeln sich um die Radarfalle und geben edelhölzerne Dialoge von sich. Herrlich. Aber eigentlich wollte ich ja was zu dem Gebäude, ich schweif ja schon wieder ab. Das Schloss also liegt, recht günstig, auf einem Hügel. Früher baute man ja gerne so, das hat auch seinen Grund: die Adeligen mussten damals nicht selbst zum Supermarkt, dafür gab es Personal. Butler und so. Da musste sich nicht die Gräfin selbst mit dem Mineralwasser abschleppen, sondern viele viele emsige Butler teilten das unter sich auf und trugen es, ein fröhlich Liedlein pfeifend, gen Schloss hinan. Später wurde dann der Ziehbrunnen erfunden. Man konnte also seinen Bauplatz nach praktischeren Gesichtspunkten auswählen, und der war damals, ganz klar, der Fernsehempfang. Satellitenfernsehen gab es damals ja noch keins, Kabel sowieso nicht -die Elektrizität wurde erst viel später von einem alten Griechen erfunden- und man war aut terrestrische Antennen angewiesen. Wer das nicht kennt, das sieht aus wie Hagrids Kleiderbügel, hängt auf dem Dach und sorgt für guten Empfang in des Königs Kemmenate. Was ja besonders bei Weltmeisterschaften und am Rosenmontag wichtig ist. Doch genug der Allgemeinbildung, ich wollte ja über das Schloss mit angeflanschtem Museum schwadronieren.
Jenes Schloss also, wurde in der Vergangenheit mehrfach umgebaut. Einmal, weil es ursprünglich ein Jagdhaus war, dann als Burg gebraucht wurde und schließlich ein schickes Schloss werden sollte. Aber auch, weil der Bau scheinbar masochistisch veranlagt ist und sich bei jedem Krieg und Großfeuer in der Umgebung richtig schön was aufs Gebälk eingefangen hat. Man sieht auch noch, dass es mal eine Burg war, denn normalerweise sind Schlösser ja offen, mit riesigen Parks und ebenerdig. Hier kommt man -wie schon erwähnt, des Fernsehens wegen auf einem Berg- zuerst durch das Torhaus, bzw. unter ihm hindurch, dann durch einen Zwinger und endlich in den von 4 Flügeln umschlossenen Innenhof. 4 Flügel, damit kämen 2 Störche problemlos bis Afrika, aber mein Kennerblick schert sich wenig um Geflügel, immerhin sind wir hier auf einer Burg! Links erkenne ich einen potentiellen Radstall, geradeaus schreien mir die Mauern schier entgegen, wie gerne sie Teil eines zünftigen Klassenzimmertrakts sein würden -müsste nur das Amtsgericht umziehen, meinethalben nach Bayern. Das war eh viel besser als alle Holds und Salschs zusammen- und rechts lümmelt sich sogar eine Freitreppe in der Sonne. Einziges Problem: Mausersäge. Für ihn und Jean ist kein Flügel da, aber das Torhaus macht ja auch einen ganz wohnlichen, gar bewohnten Eindruck. Magisch von der Freitreppe -und den entsprechenden Hinweisschildern- angezogen führt mich mein Schritt die Stufen hoch, durch die praktischerweise hier ins Mauerwerk eingelassene Tür und schwupps, da ist es schon. Das Museum. Der Eintritt ist mit seinen rund 2,- € eher symbolisch und los geht die auf 3 Etagen verteilte Guckerei. Sinnigerweise fange ich oben ab, da hier auch der Rittersaal ist. Jener ist heute nicht wirklich zu besichtigen, wegen Hochzeit -ob die Braut wohl Bärbel Bächle heisst?- aber ein kurzer Blick wird gestattet. Man braucht schon etwas Phantasie, um unter all der Hochzeitsdeko den eigentlichen Rittersaal zu erkennen, aber er ist da. Komplett mit echt geiler Holzdecke, Fensternischen und irgendwo unter einem Tisch lauert bestimmt auch ein Ritter, das Sprungseil parat. Doch zurück auf den Flur und zur eigentlichen Ausstellung. Als Warnung vorweg, wirklich viel sieht man nicht. Das Museum an sich ist recht klein und eher sparsam ausgestattet, aber den Eintritt allemal wert. Es bleibt eben nicht viel über, wenn so ein Gebäude ständig von Feuer, Kriegen und Auswanderung der Bewohner heimgesucht wird. Oben, hoch unter dem Dach, widmet man sich -stilgemäss umrahmt von den Hirschköpfen, die als stumme Zeugen des Jagderfolgs so manches Schafskopfes dienen- der Jagd, denm Wald und dem, was unter dem Wald ist. Also Erzabbau und Baumzucht. Neben den für ein Museum üblichen altertümlichen Werkzeugen mit echt lustigen Namen, Kupferstichen und Erläuterungstafeln findet man hier auch, was ich sehr schick finde, verschiedene Dioramen. Wer das nicht kennt, ein Diorama ist ein Modell von irgendwas. So eine Art Modelleisenbahn für Erwachsene, nur ohne Eisenbahn. Neben Szenen aus dem Bergbau kann man sich hier auch den Harzwald in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen ansehen, vom naturwüchsigen Urwald -mit dem leider ausgestorbenen Harzkänguruh, ohne Witz, vorne links zwischen den Bäumen steht es- über diverse Abholzungsstufen und Monokulturen bis hin zum modernen Mischwald. Sogar ein Luchs und eine Wildkatze lauern hier auf den unvorsichtigen Besucher, allerdings ausgestopft.
Eine Etage tiefer widmet man sich dann der Industrie Herzbergs, die heute irgendwie nicht mehr da ist, sich aber früher scheinbar um Orgeln und Gewehre drehte. Man mochte es eben laut, damals. Natürlich kann man auch hier verschiedene Stücke begutachten, Orgeln, Sicheln, Säbel, ausgesägte Gewehrläufe und Gewehre. Auch Zündnudelnadelgewehre sind hier, damals ein Meilenstein der WaffelWaffentechnik. Früher musste man ja erst das lose Pulver in den Lauf kippen, dann die Kugel hinterherstopfen und dann konnte man erst hinten drücken, bis er vorne knallte. Anschliessend zückte man Preiselbeere oder Scheckbuch, ganz abhängig davon, wen man denn nun getroffen hatte, Hirsch oder Tourist. Mit dem NähnadelZüdholzgewehr war das nun völlig anders, man konnte fertige Patronen kaufen, von hinten laden -was besonders in Frankreich begeistert aufgenommen wurde- und dann in viel schnellerer Reihenfolge versehentlich Touristen oder den Jagdhelfer treffen. Was wiederum zur Erfindung der Kreditkarte führte, da ein Scheckbuch pro Tag nun nicht mehr ausreichte.
Noch eine Etage tiefer, sozusagen fast schon wieder ebenerdig geht es dann um die Geschichte des Schlosses und seiner Besitzer. Also der Elfen Welfen. Gleich neben der Tür ist das Lieblingsbuch Heinrichs des Löwen -der später als Musical bei Disney unterkam- zu sehen, leider unter Glas. Umblättern kann man also nicht. Daher kann ich nur anhand der aufgeschlagenen Seite vermuten, dass es sich hierbei um ein Bilderbuch handelt. Gleich dahinter hängen lustige Fahnen mit Stammbäumen und noch lustigeren Bildern der in den Stammbäumen aufgeführten mit noch sehr viel lustigeren Perücken auf dem Kopf. Aber wenn man als Heinrich der Wunderliche, Albrecht der Feiste, Billy the Kid Otto das Kind oder Altes Haus Brauschweig in die Geschichte eingeht, dann schadet eine Turmfrisur auch nicht mehr. Weiter hinten steht dann eine originale Ritterrüstung, die den Schuhen nach mal Herzog Donald dem Duck gehört hat. Leider hat man diese Rüstung etwas ungünstig zusammengesetzt und nun wirkt es, als hätte dieser Donald seine Kniescheiben hinten und einen beidseitigen Tennisarm gehabt. Aber der Helm ist cool, man fragt sich ja wie die Leute damals überhaupt was sehen konnten. Die Runde beendet ein wenig Geschirr und ein viel zu lauter Computer mit Falkenjagd -so ähnlich wie Moorhuhn- und einem virtuellen Rundflug.
Reicht, oder?

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