Dienstag, 15. Juli 2008

kluge vögel...

...sind diese Elstern. Die zählen ja mit zu den cleversten Piepmätzen von Welt. Immerhin klauen die keine popeligen Plastiklöffel, sondern edles Tafelsilber. Es gibt aber auch andere Elstern. Eine davon kann man benutzen, wenn man seine Steuererklärung machen will. So voll online, ganz ohne Formulare und so. Zumindest fast. Ich hab das mal gemacht, eher...probiert.
Also die Steuer online machen, das klingt ja toll. Muss man keine Formulare per Hand ausfüllen, nicht extra zum Finanzamt gurken und man vergeudet keinen kompletten Nachmittag mit dem Quatsch. Kohle bekommt man ja eh keine. Ich werf mich also munter an den Bildschirm und such mir das Onlineformular raus. Mh...erste Hürde. Da ist nix mit Onlineformular. Erstmal ein Programm runterladen und installieren. Gut, meinetwegen. Festplatten haben ja unbegrenzt Speicherplatz, und wenn ich mal ein Onlinetelefonat führe, dann lade ich auch erst das gesamte Gespräch runter und führe es dann. Wegen online, verstehste? Ich hab sogar eine online Textverarbeitung. Nennt sich Open Office. Hab ich online runtergeladen. Tolle Sache, die moderne Technik.
Schon wenige Minuten später lauert das Programm mit blitzenden Augen auf meiner Festplatte zwischen meinem Onlinetaschenrechner, dem Onlinezeichenprogramm und meinem Onlinebidschirmschoner. Mit Kennerblick stelle ich fest, dass es erstaunlich wenig Speicherplatz belegt. Nur knapp über 66 Megabyte. Ich bin mir beinahe fast sicher, dass Windows 3.11 da eventuell grösser war. Oder doch eher nicht. Aber damit konnte man ja auch nur einen kompletten Rechner steuern und keine Steuern ausrechnen.
Wo war ich? Ach genau. Bei der Steuer. Ich starte also das geniale Onlinedingsbums, warte mal gemütlich bis der Rechner sich wieder regt ( WOW würde flüssiger laufen ) und setze mich an das Formular. Das Ding ist selbsterklärend, d.h. man kapiert soviel wie bei einer normalen Steuererklärung: nichts. Dafür braucht man aber keinen Kugelschreiber. Tolle Sache. Ich tippe also munter meine Zahlen in das Formular, dann in verschiedene Anhänge...puh, das strengt aber an. Zum Glück legt der Rechner bei jedem Seitenwechsel eine längere Zwangspause ein, da kann man sich erholen. Irgendwann wundere ich mich dann doch, wieso ich jetzt plötzlich ein Formular für meine nicht existierende Ehefrau ausfülle. Ich hab doch nur angegeben, dass ich nicht zuhause am Küchentisch arbeite? Daraus wird dann messerscharf geschlossen, dass ich verheiratet bin? Singels haben die Drehbank direkt neben der Spüle oder wie?
Langsam wird es doch mal Zeit, die ganzen Anhänge durchzusehen. Alles, was nicht gebraucht wird kommt in den Schredder und weiter geht die Ausfüllerei in meiner abgespeckten Formularflut. Trotzdem zieht es sich hin, denn ein schnelles Blättern oder gar die Option, sich mehrere Seiten gleichzeitig anzusehen, ist ja nicht da. Ständig schaltet man ( mit schön langen Pausen ) hin und her. Bis sich die neue Seite geöffnet hat hab ich schon wieder vergessen, was ich da überhaupt wollte. Trotzdem, nach nur knapp 1 Stunde ( früher hab ich die Dinger mit dem Kuli in 20 Minuten ausgefüllt, eingetütet und zum Briefkasten gebracht ) bin ich fertig. Meine erste geonlinte Steuererklärung strahlt mir stolz vom Bildschirm entgegen. Nur noch abschicken, und auf die fetten Rückzahlungen *husthust* warten. Äh...abschicken? Vor den Erfolg haben auch hier die Götter so manchen Mausklick gesetzt, doch es gelingt. Die Steuererklärung liegt jetzt bei meinem zuständigen Finanzamt im elektronischen Briefkasten. Tolle Sache, Feierabend. Mh? Wieso geht da noch ein Fenster auf? Was steht da? Ich muss jetzt den Kram noch in einer speziellen Kurzform ausdrucken, unterschreiben und dann per Botenreiter abschicken? Stand da nicht was von online?
Achselzuckend stimme ich zu, die Stunde Arbeit bisher soll sich ja auch lohnen. Jetzt kommt aber das nächste Problem: mein Drucker ist hin. Ausdrucken ist also nicht. Ich könnte natürlich den Drucker vom anderen Rechner abschrauben, quer durch die Wohnung schleppen und hier anklemmen ( man merkt, dieses Onlinezeug spart massenhaft Arbeit ). Aber ich mache es mir einfach. Das Formular wird gespeichert, an den anderen Rechner geschickt und dort ausgedruckt. Bin ja nicht blöd, im Gegensatz zu einem gewissen Programmierer. Der hat nämlich keine Möglichkeit eingebaut, dieses dusselige Kurzformular abzuspeichern. Druck oder stirb, so lautet das Motto des Onlinefiskus.
Bleibt mir nur noch Plan B. Ich kann mich registrieren, dann geht das auch ohne Ausdruck. Geile Sache, langsam kommen wir dem Begriff "Online" schon verdächtig nahe. Voller Erwartung rufe ich die entsprechende Seite auf. Aha, mein Rechner muss erst überprüft werden. Ob er würdig ist, bei so einer elitären Registrierung mitzumachen. Von mir aus, macht mal. Dauert drei Minuten, also geh ich mal eben mit dem Hund raus.

15 Minuten später bin ich wieder da, die Überprüfung ist auch schon fast fertig und nach einem Cappucino dröhnt mir optisch die Meldung entgegen, dass mein Rechner nicht würdig ist. Weil, der hat kein Java. Scheisse. Wenn ich kein Java hab, was zum Henker ist das dann für ein komisches Symbol in meiner Taskleiste? Jenes, was so verdächtig nach Kaffeetasse aussieht? Hab ich Depp wohl damals Eduscho installiert. Aber auch Java gibt es online, installiere ich es eben jetzt schnell ( ich wollte sowieso noch ein Buch lesen ). Rasch setze ich die nötigen Mausklicks und mache mir eine Gedankennotiz, bei nächster Gelegenheit mal dieses Eduscho -oder Tchibo, kann ja auch sein- näher unter die Lupe zu nehmen. Kurz bevor Frodo endlich den Schicksalsberg erreicht, ist Java auf meiner Kiste. Nun hab ich Stereokaffe, dabei mag ich nur Cappucino. Aber was tut man nicht alles für das Finanzamt. Nun aber flott registrieren. Wieder der Systemtest, wieder 3 Freistilminuten und....schon wieder hab ich kein Java. Javasistdenndalos? Was hab ich da denn eben installiert? Stand doch groß und breit Java dran? Ich entschliesse mich, diesem Systemtest kein Wort zu glauben und fahre einfach fort ( was er sich auch klaglos gefallen lässt ). Und schon stehe ich vor der nächsten Hürde. Meine Steuernummer wollen die. Tilt! Gut, konnte ja keiner ahnen, dass ich umgezogen bin. Dass dieses Finanzamt mir noch keine Stuernummer geschenkt hat. Die Sache mit der Registrierung kann ich also auch vergessen.

Unterm Strich habe ich mich also weit über 2 Stunden mit der Steuererklärung rumgeärgert, habe meine Festplatte mit massenhaft Schrott dichtgekleistert ( den ganzen Unfug wieder komplett zu entfernen wird dann auch noch ein Weilchen dauern ) und trotzdem muss ich mir ein stinknormales Formular holen, das mit dem altertümlichen Kuli ausfüllen und dann per Post hinschicken.

Und die Moral von der Geschicht? Online geht schneller.....NICHT!

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