Samstag, 25. Juli 2009

ich freu mich...

...jetzt einfach mal. Das klingt blöd, wie kann man sich freuen, wenn man einen Sterbenden in seinem direkten Umfeld hat, wenn man voraussichtlich noch eine Woche bis zur Arbeitslosigkeit hat? Ist man herzlos, doof? Nö. Ich freu mich einfach mal über die kleinen Dinge, über die ich mich derzeit freuen kann. Sonst wird man ja irgendwann bekloppt. Wobei ich natürlich schon lange bekloppt bin, drum mögt ihr mich ja alle so :-)

Freu 1:) Ich muss keiner verschollenen Überweisung nachflitzen, das Geld kam regulär an. Ich muss bei einer ansonsten treuen Kundin nicht nachhaken und sie damit eventuell verärgern, sie dadurch vielleicht sogar als Kundin verlieren. Ich kann mich hier sogar doppelt freuen, einmal über das gezahlte Geld, und einmal auf die noch kommenden Bestellungen.

Freu 2:) Mein Kalender funzt prima, ich kann mir nämlich absolut keine Geburtstage merken. Keine Ahnung wieso, ich kann mir problemlos merken, an welchem Tag welcher Papst was gesagt hat, welcher Forscher welchen Kontinent entdeckt hat, welcher Krieg wo ausgebrochen ist. Aber was Geburtstage angeht, da habe ich echt eine totale Gedächtnispanne. Und es ist jetzt nicht so, daß mir die Menschen nicht wichtig wären. Mit Ausnahme zweier Menschen ( einer davon bin ich ) kann ich mir Geburtstage grundsätzlich nur grob merken, so auf 2 Wochen genau. Für mehr brauche ich ein externes Gedächtnis, also einen Kalender. Irgendwann wird mal ein Forscher mein Hirn sezieren, dort ein nicht verdrahtetes Areal finden und ab dann wissen wir einwandfrei, wo im Gehirn Geburtstage abgespeichert werden. Da hab ich zwar nix mehr von, aber ich kann auch mal zurückstecken.

Freu 3:) Ich hab Hosenträger. Echt, ist wahr. Normalerweise trage ich zuhause immer einen bequemen, aber nicht sonderlich kleidsamen Schlabberlook. Jogginhhosen, Kilt, Bademantel oder mîn Fru ihre Umstandskleider. Scheiss auf die Optik, bequem soll es sein. Immerhin ist mein Home ja mein Castle, da kann ich umherwuseln wie es mir beliebt. Jetzt habe ich mir heute in einem Anfall modischer Extravaganz Hosenträger zugelegt und trage neuerdings zuhause Jeans. Die sind etwas älter und eigentlich zu weit, aber dank der Hosenträger bleiben sie treu an Ort und Stelle. Gürtel sind mir nämlich für daheim zu unbequem. Zumal auch ein noch so enger Gürtel keinen zuverlässigen Halt bietet, er bremst nur das knöchelwärts gerichtete Rutschen der Hose ab.

Freu 4:) Wir waren wieder bei meinem Stiefschwiegervater. Darüber kann man sich freuen? Ja, ich kann. Ich freue mich natürlich nicht darüber, daß es ihm sehr schlecht geht. Ich freue mich darüber, daß er sich über unsere Besuche freut. Frau Eichhorn hat ihm Johannisbeerensaft gekocht, den wir ihm mit Wasser verdünnt haben. Darüber hat er sich unheimlich gefreut, und er trank davon reichlich. Nicht viel im Vergleich zu dem, was ein gesunder Mensch trinken würde, natürlich. Aber deutlich mehr, als er die letzten Tage getrunken hat. Meine Idee, ihm das mit einem Trinkhalm zu erleichtern, hat dazu auch ein wenig beigetragen. Die Sauerstoffbrille habe ich ihm auch anständig aufgesetzt, nun rutscht die nicht mehr ständig herunter und das schafft ihm hoffentlich auch etwas Erleichterung. Wir können ihm nicht wirklich helfen, aber wir können ihm hier und dort kleine Gefallen tun. Darüber freut er sich, und darüber freue ich mich dann.

Freu 5:) Schreckenstein. Ich habe wieder 3 "neue" Bände geschenkt bekommen. Die sind natürlich toll, einen habe ich schon durch. Lustig finde ich, daß der Sohn unserer Vermieter jetzt auch damit anfängt. Zwar eher zwangsweise; er muss täglich lesen um es zu üben. Aber vielleicht gefällt es ihm ja, und er liest die restlichen Bände auch. Ich habe ihm erstmal Band 1 geliehen, ist ja immer gut wenn man vorne anfängt. Lustig finde ich, daß unsere Vermieterin die dann auch lesen will. Sowieso sollten alle Menschen regelmässig Schreckenstein lesen, denn da werden noch Werte transportiert auf witzige Weise. Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Humor, Sportlichkeit und Verfressenheit. Wär das nicht mal was? Wir schaffen die Armeen ab und führen ersatzweise Streichkommandos ein. Keine Kriege mehr, wenn wir Streit mit dem Nachbarland haben, dann schleichen wir im Trainingsanzug ( mit Sprungseil um den Bauch ) über die Grenze und verstecken das Essbesteck.

Freu 6:) Ich bin angehender NASA Techniker. Damit meine ich jetzt nicht, daß mir ständig alles explodiert oder auseinanderfällt. Nein, ich habe heute erfolgreich an Weltraumtechnik gebastelt. Jawollja, ich selbst. Persönlich, fast ganz alleine. Nur ich und die Frau Eichhorn. Wir haben nämlich einen neuen Receiver geschenkt bekommen mit passender Schüssel dazu. Das haben wir beides getauscht, eingestellt und bekommen jetzt gestochen scharfe Bilder von Fernsehsendern, die außer uns wohl kein Mensch kennt. Ton ist sogar auch dabei. Und weil das über Satellit kommt, und die bekanntlich im Weltraum herumsegeln, war das Weltraumtechnik. Nun sagt mal ihr da draussen, wer von euch hat schonmal eine Antenne exakt auf einen Satelliten ausgerichtet und als einziges Hilfsmittel einen Besenstiel als Peilhilfe benutzt? Dachte ich mir. Morgen bauen wir ein paar Pyramiden in Originalgröße nach und benutzen zur Vermessung nichts weiter als ein altes Bügeleisen. Das macht uns so schnell keiner nach. Warum auch, ist eine idiotische Idee. Aber lustig :-)

So, und jetzt freue ich mich noch etwas herum, aber nicht mehr so lange, ich muss ja bald ins Bett. Morgen machen wir wieder unsere Runde, aber ich werde versuchen, weiterhin was zu entdecken, worüber ich mich freuen kann.

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