Freitag, 22. Mai 2009

ein echter klassiker...

...kam mir neulich wieder auf die festplatte. Baldur's Gate I + II mitsamt AddOns. Gut, ich geb's zu. Würde ich meine Morrowind oder NLT CDs finden, würde ich Baldur's Gate nicht spielen. Das ist nur eine Notlösung. Aber man erinnert sich an früher, da zockelte ich emsig die Schwertküste entlang. Also warum nicht mal wieder ein gutes Spiel von damals einlegen? Leider spielt einem gelegentlich das Gedächtnis den ein oder anderen Streich. Man erinnert sich begeistert an die guten Seiten, blendet die schlechten Seiten aus oder fand sie im Nachhinein doch irgendwo ganz lustig. Weisst noch damals, als uns diese besoffenen Rocker krankenhausreif geprügelt haben? Was ham wir gelacht, das war doch mal lustig. So in der Art.

Baldur's Gate hat eine gute Story, die Graphik ist anständig ( wir wollen nicht vergessen, das Spiel ist schon etwas betagt ) und basiert auf den AD&D Regeln. Die kann man mögen oder nicht, ich finde sie nicht schlecht. Gut aber auch nicht. Skills kann man vergessen und die Magieregeln sind einfach nur peinlich. Was im Gegensatz zur NLT völlig fehlt, ist das planlose Herumreisen. Einfach mal durch die Gegend wandern, pfeif auf die Quest, ich sammle mal Kräuter. Kann man bei Baldur's Gate vergessen. Erstens kann man Kräuter sowieso nicht sammeln, zweitens fangen irgendwann die Charaktere an zu meckern. Was mich zum ersten richtigen Ärgernis bringt. Die vorgefertigten Reisebegleiter kann man allesamt in der Pfeife rauchen. Entweder haben sie völlig unbrauchbare Werte, oder sie gehen einem nach 10 Minuten dank der scheinbar lustig geplanten Sprachausgabe höllisch auf den Senkel. Branwen beispielsweise, die Priesterin. Wir kennen natürlich alle die klassischen Fantasypriester, die haben aber im AD&D Universum keinen Platz. Hier sind Priester heftige Kämpfer mit Heilzaubern. So wie Branwen. Warum das Mädel aber schon mit einer halbwegs passablen Rüstung ziemlich überladen ist, das muss man nicht verstehen. Rambo ist ja auch ein toller Killer, da muss er nicht stark genug sein um ein Gewehr auch anheben zu können. Oder Minsk, der Waldläufer. Gute Werte, aber nach drei Sätzen kann man dieses deutschrussische Gestammel nicht mehr ertragen. Da freut man sich schon fast, wenn die Reisebegleiter sich gegenseitig in die Wolle bekommen und der Held plötzlich ohne Gruppe in der Wildnis steht.

Was zum nächsten Problem führt, der KI. Die ist ein echter Spaßkiller, so dumme Charaktere sind mir noch nie untergekommen. Dabei geht es nicht nur um die Kollisionsabfrage und die nicht vorhandene Routenplanung, die gerade in Dungeons immer wieder für Ausfälle und teure Wiederbelebungen sorgt. Auch im Kampf stellen sich die Charaktere so dumm an, daß man am liebsten die Fronten wechseln möchte. Lässt man die Gruppe einen Gegner angreifen, dann ist eines sicher: der Gegner wird nicht von den 6 vorhandenen Charakteren umzingelt und dann zünftig weichgeklopft. Nein, viel lieber stehen sich die Charaktere gegenseitig im Weg. Anstatt dann einen einzigen Schritt zu gehen, um dem fiesen Feind in die Flanke zu hechten, steht man tatenlos neben einem Kameraden und sieht zu, wie dieser langsam weichgeklopft wird.

Richtig schlimm wirkt sich das in den Dungeons aus, wo man die Charaktere kaum zusammenhalten kann. Da sie keinen direkten Weg finden, torkeln sie eben planlos durch die engen Flure, vorzugsweise in Monstergruppen hinein. Und Monstergruppen gibt es reichlich, der Respawn ist völlig absurd. Den hat wahrscheinlich der Hausmeister nach drei Flaschen Doppelkorn programmiert. Betritt die Gruppe oder ein einzelner Held einen Raum, dann ist der voller Monster. Die haut man um, klaubt die Wertsachen auf ( sofern man noch was tragen kann ) und geht seiner Wege. Führen diese Wege nochmal in diesen Raum, dann ist der zu 80% wieder voller Monster. Zusammen mit der rasend dämlichen KI sind die großen, meist sehr engen Dungeons daher eine tolle Möglichkeit, auch vergleichsweise hochstufige Gruppen ins Grab zu schicken. Ganz ohne daß man wirklich gefährliche Gegner braucht. Ein paar Kobolde können einen Krieger der Stufe 5 nicht mehr wirklich verletzen, aber wenn dieser Krieger immer und immer wieder in Koboldhorden rennt, wird er irgendwann eben doch zermürbt. Ein paar verlorene Trefferpunkte hier und da summieren sich eben, und früher oder später gehen einem dann auch die Heiltränke und Zauber aus.

Mit der Zeit ärgert man sich über diese Kleinigkeiten dann doch zu sehr, was wirklich schade ist. Denn die Story ist wirklich gut und hält ein paar ziemlich überraschende Wendungen bereit. Vielleicht hätte man die technischen Mängel mit Humor ausbügeln können, versucht wurde es wohl. Aber für den Humor war scheinbar ein Postbeamter zuständig, und mehr als ein paar pseudofriesisch labernde NPCs kamen nicht dabei raus. Wenn ich mir da im Gegensatz dazu die NLT ansehe, die mit einer für heutige Verhältnisse kriminell schlechten Graphik und ganz ohne KI trotzdem um Längen besser ist, dann wundere ich mich doch. Denn die NLT basiert auf dem Schwarzen Auge, einem meiner Meinung nach peinlichen System in einer völlig krampfigen Spielwelt. Aber die DSA Regeln geben einem eben doch mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten. Man kann Kräuter sammeln oder Wild jagen, weil es entsprechende Fertigkeiten gibt. AD&D ist doch stärker auf Metzeln ausgelegt ( ausser man ist Magier, dann überlegt man ständig welchen Zauber man morgen wohl brauchen könnte und woher zum Henker man einen Ottermagen und einen herzförmigen Fliegenpilz bekommen soll ).

Vielleicht suche ich mal meine Icewind Dale CDs raus, wobei mir das rein von der Optik her nicht gefällt. Das ist irgendwie...dreckig. Und D&D 3, mit Kung Fu Mönchen und solchem Schwachsinn. Müssen die Leute denn alles verschlimmbessern?

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