Sonntag, 6. September 2009

wir kommen gerade ...

... frisch aus dem mittelalter. Wie jedes Jahr, haben die Frau Eichhorn und ich uns die volle Kante Sehusafest gegeben. Das war auch dringend nötig, nach dem ganzen Streß und Gezumpel der letzten Monate ... und vor dem ganzen Streß und Gezumpel der kommenden Monate, uns steht ja weiterhin Vollzeitdünnpfiff ins Haus. Mindestens für das nächste halbe Jahr. Ach, was könnte ich brechen. Aber genug gejammert, ich habe jetzt ja frei bis morgen früh um 5 und wollte von unserer Festlichkeit erzählen.

Wie üblich, waren wir wieder beide Tage dort, de Freikarten muß man ja auch ausnutzen. Außerdem reicht ein Tag nicht, besonders gestern.

Theyl I

Da war nämlich Mistwetter angesagt. Wir kamen so auf das Festgelände, haben und erstmal zünftig mittelalterlich mit Pilzpfanne, einem halben Meter Bratwurst und Quellwasser versorgt, und dann unsere Kreise gedreht. Man will ja alle Stände sehen, den Musikanten lauschen, den Mit-Fackeln-Herumwedlern ( wie heisst das eigentlich korrekt? ) zusehen, die Kostüme bewundern ( oder fies drüber ablästern, was halt gerade anfällt ) und überall schnuppern. Echt jetzt, noch schöner und intensiver als die Optik und der Radau ist da für mich der Geruch. Holzfeuer, allerlei Räucherwerk, frisch gebackenes Brot, bruzzelnder Braten, da präsentiert sich dem modernen Gewürzprüfer eine ungewohnte, aber sehr angenehme Duftkomposition. Vorführungen waren gerade keine, also haben wir uns ziemlich direkt zur Winkelgasse bewegt. Die Winkelgasse, die heisst eigentlich nicht so. Normalerweise ist das ein Teil vom Stadtpark, aber hier werden die Zelte der Händler ziemlich dicht aneinandergestellt, etwa in einer 8 mit zwei Pöppeln dran. Eng und verwinkelt eben. Drum nennen wir das so. Dieses Jahr war die Winkelgasse sogar etwas erweitert worden, unter anderem um der Welt kleinstes Riesenrad ( natürlich handbetrieben ). Nach einer ziemlich feurigen Vorstellung der Gruppe Seelenfunken haben wir uns zum Zelt unseres Lieblingshändlers begeben, einem Importuer feinster Räucherwaren aus dem fernen Morgenland. Wie immer haben wir geschnuppert, gequatscht, geblödelt, gekauft, mehr gequatscht und noch mehr geblödelt. Der Bürgermeister nahm das dann gleich direkt zum Anlaß, den Markt offiziell zu eröffnen. Warum er uns bei seiner Ansprache den Rücken zukehrte ist mir zwar schleierhaft, aber ich nehme das einfach mal persönlich. Hat er nun davon, der Strolch. Leider war die Ansprache scheinbar wirklich grottig, denn zur Strafe schraubte Petrus direktamente an seinen Schleusen herum. Erst ganz dezent, damit wir noch zusehen konnten, wie die Besucher immer schneller gen Ausgang flüchteten ... und dann so richtig schön mit Schmackes, da sind dann sogar wir abgedampft. Wenn einem das Wasser in den Schuhen steht, das ist eben nicht wirklich spaßig. Ich bin nur froh, daß es im Mittelalter noch keine Nähmaschinen gab, den sonst hätte es die sicher auch noch geregnet. So kamen neben den paar Fantastilliarden Hektolitern nur ein paar Webstühle mit runter.

Theyl II

Dem Trockner sei Dank hatten wir heute wieder trockene Klamotten und sind, diesmal bis an den Scheitel mit Regenschirmen bewaffnet, direkt wieder zum Fest. Ganz spontan und unserer stundenlangen Planung folgend haben wir den Umzug der Darsteller links und rechts liegenlassen und haben uns die besten Plätze vor dem Jagdschloss unter den Nagel gerissen. Unser Timing war wie immer perfekt, während das Touristenpack sich noch entlang der Hauptstraße die dürren Hälse nach dem Umzug verrenkte, warteten wir einfach gemütlich sitzend, bis der Umzug genau vor unserer Nase zum Stehen kam. Dort, also vor unserer Nase, gab es dann nämlich lecker Aufführungen. Erst kam die Gründerin der Sehusafestes und hielt eine kleine Ansprache, dann ein Herold, der über Seesen im Mittelalter erzählt hat. Eine Sumpflandschaft, darin ein armseliges Kaff, in dem Not und Armut herrschen. Und dem Herold zufolge war das auch früher schon so. Dann eröffnete Fürst Friedhelm der Flauschige ( oder so ) das Ritterturnier, das leider ein wenig vom immer wieder einsetzenden Regen gestört wurde. Uns tat mittlerweile das Achterdeck weh, die Bank war auf Dauer doch nicht wirklich bequem, und wir sind nochmal ein wenig herumgewandert, bis die Landsknechte kamen. Dieses Jahr wurde das irrwitzige Geballer mit Musik untermalt, die echt super gepasst hat. Schwer und traurig führte sie einem wieder vor Augen, daß diese amüsante Darstellung mal blutiger Ernst war und dabei wirklich Menschen gestorben sind.

Als die Rokokokostümträger ( geiles Wort, gell? ) kamen, haben wir unser Heil in der Flucht gesucht und sind direkt wieder zur Winkelgasse, noch ein paar Räuchersachen bei unserem Lieblingshändler einkaufen. Gewürze haben wir uns auch gleich gekauft, wenn man schon da ist. Normalerweise würden wir sowas ja direkt beim Großhändler viel billiger kaufen, aber da kaufen wir einfach von wegen das Abinente ( *kycherth* ) und der netten Leute. Außerdem bestellt man selten was auf Verdacht, und da kann man alles gleich vor Ort beschnuppern und so, da kommt man dann auf Krempel, den man sich sonst nicht einfach mal so auf gut Glück kaufen würde. Wir haben dann noch eine kleine Runde gedreht und sind wieder heim, morgen ist ja wieder Streß und der lustige kleine Hund musste auch wieder mal Gassi.

Nächstes Jahr gehen wir da wieder hin, da kennen wir nix. Und Bilder kommen auch noch, aber heute nicht mehr.

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