Freitag, 2. Oktober 2009

der expertenkreis ...


... schlägt zurück [ an dieser Stelle bitte ich den Leser, den Imperial March aus Star Wars zu summen ]. Wieder mal geht es um Amokläufe, Experten von Gottes Gnaden und das allseits beliebte Sündenbockspringen.

Amokläufe sind eine ganz grosse Scheisse, für alle Beteiligten, da beisst die Maus keinen Faden ab. Und es ist gut, sich mal Gedanken darüber zu machen, wieso es immer wieder zu solchen Amokläufen kommt. Und natürlich, wie man sie verhindern kann. Aber. Sollte man dazu, frag ich mal ganz naiv, nicht kompetente Menschen nach den Ursachen forschen lassen? Das wäre doch sinnvoll, oder? Ich verstehe wirklich nicht, wieso immer und immer wieder sogenannte "Experten" ihre Inkompetenz durch sämtliche Medien tragen dürfen. Sicher, ein jeder mag sich zum Affen machen so gut er nur kann, aber der unbedarfte Medienkonsument, der selbst kaum mehr Ahnung von der Materie hat als diese sogenannten "Experten", der glaubt doch diesen Schwachsinn, der da erzählt wird. Der unbedarfte Medienkonsument glaubt nämlich fast alles, sogar an Chemtrails und geheime Treffen alter Rabbiner auf dem Prager Friedhof. Da ist es nicht ungefährlich, ihm solchen Unsinn vorzusetzen. Sicher, vorgekaute Meinungen mit Sündenbockfilet sind leicht verdaulich; sie sind magen- und hirnschonend. Aber sie führen am Ziel vorbei.

Das Ziel war und ist nämlich, Amokläufe zu verhindern. Indem man die Ursachen bekämpft. Und was wird getan? Man schiesst sich konsequent und überaus unprofessionell auf einen Zusammenhang ein, den man zum Quell allen Übels hochstilisiert. Dabei gibt man sich nicht die Mühe, mal anständig zu forschen. Man hat seine Meinung, pfeift auf Fakten und präsentiert nichts weiter als vorhersehbaren Unsinn.

Natürlich sind die sogenannten "Killerspiele" mal wieder schuld an allem. Natürlich hat immer noch niemand definiert, was genau ein sogenanntes "Killerspiel" eigentlich ist, und wie sowas in der Praxis aussieht. Natürlich hat auch niemand mal eine Statistik erstellt, welcher Prozentsatz der Jugendlichen mit solchen sogenannten "Killerspielen" in Kontakt kommt, und welcher Anteil von diesen Jugendlichen später mal Amok läuft. Die simple und falsche Logik "alle Schlägertypen haben Arme -> Arme machen gewalttätig" reicht ja aus, um einen stattlichen Sündenbock zu schiessen. Ein paar grobe und nun wirklich für jeden, der auch nur ansatzweise Verstand hat leicht zu durchschauende Fehler runden das Bild ab. Ein Mausklick trainiert für realen Mord. Aber sicher. So eine Maus unterscheidet sich ja kaum vom handelsüblichen Schnellfeuergewehr, nur dass Schnellfeuergewehre eben nicht PS/2 kompatibel sind. Aber sonst, absolut baugleich.

Es wird auch nicht überlegt, ob diese sogenannten "Killerspiele" möglicherweise ein Symptom, und nicht die Ursache sind. Wieder greift man zur völlig idiotischen Logik "wer Kopfschmerzen hat, nimmt Aspirin -> Aspirin verursacht Kopfschmerzen" und lehnt sich zufrieden zurück. Man hat den Schuldigen, den zu verbieten tut einem selbst nicht weh, die Welt kann ja so schön sein.

Komplett unterlassen werden Untersuchungen nach weiteren Zusammenhängen. Hatte der Jugendliche zuhause denn Nestwärme? Oder waren die Eltern ständig unterwegs, um in Niedriglohnjobs wenigstens etwas Geld zu verdienen? Hatte der Jugendliche Freunde? Eine Zukunftsperspektive? Lehrer, an die er sich wenden konnte? Die Freiheit, auch mal anders zu sein und sich selbst zu definieren ohne gleich komplett alle sozialen Kontakte zu verlieren? Oder musste er immer brav angepasst sein, um nicht sofort ausgegrenzt zu werden? Mir persönlich fehlt da die Ernsthaftigkeit, mit der Experten eigentlich vorgehen sollten.

Liebe selbsternannte "Experten", ihr steht nicht im Stau. Ihr seid der Stau.

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